„Im Prinzip ist der Käfig ein Rahmen um das Tier im Inneren“
John Berger
„Ganz gleich, wie man diese Tiere ansieht, selbst wenn das Tier direkt am Gitter steht und weniger als einen halben Meter von einem entfernt ist und in Richtung des Publikums blickt, sieht man etwas, das ganz und gar nebensächlich geworden ist: und alle Konzentration, die man aufbringt, genügt niemals, um es ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Warum ist das so?“
John Berger
Der Blick auf das Tier im Zoo ist Blick auf eine künstliche Szenerie. Er stellt einen spezifischen Lebensraum dar, modellhaft abgestimmt auf das natürliche Umfeld eines wilden Tiers. Was wir aber in diesem Rahmen erblicken, ist ein Lebewesen, das seine natürlichen Reaktionen auf ein wiederkehrendes Repertoire an Ersatzangeboten lenken muss. Das Zootier ist eine ganz eigene Art innerhalb seiner Gattung, es ermöglicht uns niemals die direkte Begegnung mit dem wilden Tier, das wir vor dem Aussterben bewahren wollen, sondern die Beobachtung einer ganz neuen, veränderten, zivilisierten Art. Sie ist bestimmten Reizen gegenüber gleichgültig geworden oder hat einen völlig neuen Umgang mit den Anforderungen der Isolation gefunden.
Die Wahrnehmung der Tiere ist hier erstmals mit dem Bild konfrontiert; einerseits mit dem Bild seines Lebensraums, der Betrachtung, aber kaum Handlung einfordert, andererseits mit der Bildproduktion, die zwischen dem Zootier in seiner Kulisse und dem Besucher stattfindet.